Korfu Naturschutz | Müllproblematik Korfu | Tierschutz in Griechenland
Wer Korfu bereist, wird auf Touren gelegentlich auch "etwas andere Bilder" zu Gesicht bekommen. Da wird schon mal Sperrmüll auf einer wilden Müllkippe entsorgt; das Autowrack rostet in der Landschaft vor sich hin oder der alte Herd wird in der Bergwelt über den Abhang entsorgt. Eine Plastikflaschenkultur sorgt dafür, dass einzelne Exemplare dieser Spezies immer wieder in der Natur auftauchen. Diese Bilder werden dem Urlauber nicht permanent begegnen, aber es gibt sie!
Korfu hat ein großes Müllproblem
Ein seit langem existierendes Müllproblem auf Korfu hat sich seit 2016 extrem verschärft. Die Gründe dieses drohenden Umweltskandals möchten wir hier nur kurz anhand der Historie darstellen. Aktuelle Entwicklungen zur Müllproblematik auf Korfu können Interessierte in der Onlineausgabe der Zeitung Enimerosi (auch englischsprachig verfügbar) unter den tags "waste management" oder "rubbish" nachlesen.
- Die Mülldeponie in Temploni (nahe Korfu Stadt) hat keine Kapazitäten mehr und ist nicht zur Entsorgung nach geltenden EU-Normen konzipiert
- Proteste und Blockaden der Deponie 2016 führten zur Anhäufung stinkender Müllberge auf den Straßen der Insel
- Eine vorübergehende Öffnung der Deponie sorgte im August 2016 für etwas Entspannung, war aber natürlich keine dauerhafte Lösung
- Im April 2017 forderte ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes die Einstellung des Betriebes in Temploni und forderte einen ordnungsgemäßen Umbau
- Ein Verfahren zur Errichtung einer modernen Deponie im Süden Korfus (bei Lefkimi) wurde bereits 1995 eingeleitet
- Infolge vehementer Proteste der Bevölkerung und u.a. Zerstörung der Deponiegebäude durch Brand konnte die Deponie nicht in Betrieb genommen werden
- Bisher werden auf der Deponie Lefkimi nur gepresste Müllballen gelagert, die unter großer Polizeipräsenz von Temploni dorthin geschafft und eingelagert wurden
- Im Frühjahr und Sommer 2018 türmte sich der Müll wieder in riesigen Ausmaßen auf den Straßen Korfus
- Mittlerweile gibt es Pläne zur ordnungsgemäßen Abfallwirtschaft (Wertstoffsammlung, Bioabfälle, Recycling etc.), jedoch lässt die bisherige Entwicklung befürchten, dass die Umsetzung einige Jahre dauern wird.
Recycling- und Wertstoffhöfe auf Korfu
Vielen Dorfgemeinschaften (z.B. Spartilas, Kassiopi, Liapades, Paleokastritsa) dauert die Umsetzung der Pläne durch die politisch Verantwortlichen viel zu lange, so dass diese mittlerweile in Eigeninitiative Trennsysteme eingerichtet haben und so für ein erheblich reduziertes Aufkommen von Restmüll sorgen.
Am 01. Juni 2018 öffnete der erste Wertstoffhof in Spartilas. Lesen Sie hierzu den Bericht und einen kleinen Aufruf an Urlauber (von Isabel Sgouros, Mitbegründerin in Spartilas):

Zwei Wochen nach uns eröffnete der 2. Wertstoffhof auf Korfu, in Liapades und wird ebenfalls von einer kleinen, freiwilligen Gruppe geführt. Nach und nach eröffneten noch weitere Wertstoffhöfe. Zur Zeit sind es 19. Das Erfreuliche und Mut machende daran ist, dass sich überall Freiwillige finden, die ihre Zeit investieren, um unentgeltlich etwas Gutes für die Umwelt zu tun!
Die Gruppe aus Liapades hatte nun die gute Idee Aufkleber drucken zu lassen. Da haben wir natürlich sofort mit gemacht! Jeder der bei uns Stammkunde zum Recyceln ist bekommt einen Aufkleber, um z.B. auf dem Auto die Unterstützung für den Wertstoffhof zu zeigen. Geschäfte, Ferienwohnungen und Restaurants können damit werben, dass sie recyceln und an die Umwelt denken. So können Sie während Ihres Urlaubs nach diesen Aufklebern Ausschau halten und uns in unserem Einsatz für ein schöneres, saubereres und umweltfreundlicheres Korfu unterstützen!"
Erfreulicherweise breitet sich das Engagement für die Umwelt aus. Auf der Seite www.recyclecorfu.com finden Sie alle Öffnungszeiten des
jeweiligen Wertstoffhofes sowie eine Anfahrtsbeschreibung und
Kontaktinformationen.
Tierschutz in Griechenland
Wie in vielen südlichen Ländern hat das Thema nicht annähernd den Stellenwert, wie man dies z.B. in Deutschland gewohnt ist. Tiere werden oft nur nach dem Nutzen bewertet und selten wird Geld investiert, wenn kein Gegenwert zu erwarten ist. Hunde und Katzen sind häufig sich selbst überlassen, was eine unkontrollierte Population nach sich zieht. Tierhilfe-Organisationen (meist aus England oder Deutschland) versuchen, sich dieser Probleme anzunehmen und den Streunerhunden und -katzen zu helfen.
Was kann man tun und wie kann man helfen?
Solange die Akzeptanz innerhalb der griechischen Bevölkerung zum Thema Tierschutz Grenzen hat, werden es insbesondere auch die ausländischen Tierschutzorganisationen schwer haben, für ihre Arbeit die notwendige Unterstützung vor Ort zu bekommen. Um die unkontrollierte Population einzugrenzen, werden immer wieder Tierärzte gesucht, die vor Ort Kastrationen vornehmen. Diese Aktionen sind eine sehr gute Sache und haben unserer Meinung nach absolute Unterstützung verdient. Leider werden solchen Initiativen bürokratische Hürden in den Weg gelegt und sehr oft wird eine Arbeitserlaubnis für ausländische Tierärzte blockiert und verweigert.
Die von einigen Organisationen propagierten Flugpatenschaften sind für eine kurzfristige und schnelle Sofortmaßnahme in Notfällen sicher geeignet. Wenn aber primär diese Art der Tierhilfe organisiert und praktiziert wird, halten wir dies auf lange Sicht für den falschen Weg. Letztlich ist es eine Problemverlagerung und ein Fass ohne Boden. Uns ist bewusst, dass eine solche Meinung auch erbitterte Gegner hat. Dennoch muss Kritik erlaubt sein, denn auch innerhalb renommierter Tierschutzorganisationen gibt es kritische Stimmen zum sogenannten Tierexport.